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Über Ziele und was passiert wenn man keine hat…

Ziele machen macht total Sinn, spätestens im Studium und zwar egal was man studiert, lernt man dass sie Smart sein müssen, messbar – dann irgendwann hat die Forschung verstanden, dass sie emotional belegt sein müssen, sozusagen Motto Ziele nach Maja Storch. Damit sie emotional bleiben, soll man sie am Besten visualisieren und am Liebsten in Zwiscbenziele aufteilen, damit man früh Erfolge feiern kann, was dann zum Weitermachen animiert.

Und bis heute wird in so jedem Bewerbungsgespräch eine Antwort darauf erwartet : wo sehen sie sich in 5 Jahren. Früher hab ich da nicht so drüber nachgedacht natürlich irgendwann ein Team haben, mehr Verantwortung, vielleicht Familie. Eine sozial erwünschte, leistungsorientierte aber nicht verbissene Antwort war gefordert. Das zu bedienen fiel mir und fällt vielen erstmal leicht.

Als Kind war ich sehr phantasievoll und hatte viele Ziele – so schlank und schön sein wie Barbie denn schlank und schön waren in unserem Haushalt die absolut erstrebenswertesten Eigenschaften für eine Frau. Das hat schon früh aus verschiedenen Gründen nicht so geklappt, gesundheitlich bedingt, aber auch weil ich schon früh wenig angepasst war und viele andere Dinge im Kopf hatte. Gott sei dank muss man sagen. Das idealisierte Frauenbild in unsere Frauenfamilie saß so tief das meine Mutter sich erst im Alter von 58 zum ersten Mal die Haare kurz schnitt und Jeans und Turnschuhe trug – ca 3 Tage nach dem ihre Mutter, meine Oma verstorben war.

Was dies mit dem Selbstwert macht ist heute aber nur am Rande Thema.

Als Kind träumte ich davon Schauspielerin zu werden, Journalistin, Autorin und Medizinerin. Auch wenn ich bei den erstgenannten Disziplinen wohl wenig talentiert wäre, bin ich bis heute fest davon überzeugt eine großartige Ärztin geworden zu sein. Eine der wenigen Träume die sich hartnäckig hielten, aber mein Mangel an Selbstwert sowie keine Ermunterung im familiären Umfeld im Gegenteil sogar Gegenwehr, hielten mich ab. Nun ist dies aber auch kein Aufsatz über „die Anderen sind schuld“, noch fühle ich mich unglücklich mit meiner Wahl.

Passion und Planung gehörten aber nur am Rande dazu. Nach dem Abitur keine Ahnung was studieren, nur das studieren. Fleißig mit Praktika und Jobs auf ein brauchbares CV und in ein normales Büroleben. Mit abs und downs war dennoch das Berufsleben ein Anker zur Normalität und neue Möglichkeiten ergriff ich sofern das Risiko mittelmäßig war und Möglichkeiten kamen wie von selbst. Es gab nie eine Karriereplanung und viele Dinge habe ich mir nicht zugetraut, manches schon und es blieb für mich zufriedenstellend.

Man kommt aber nicht mehr um konkrete Ziele herum. Ein Großteil der Menschen kennt seine Ziele und Wünsche. Effizienz, Erfolg beides gleichgestellt mit kontinuierlicher Selbstreflexion, Persönlichkeitsentfaltung und dem Wunsch sich abzuheben von der Masse und neben Karriere, Familie, Haus oder was auch immer den Alltag bestimmt – einzigartig zu sein.

Ich halte mich nun nicht für den langweiligsten Menschen der Welt ganz im Gegenteil ich bin überdurchschnittlich kreativ und lustig manchmal, ich bin interessiert an vielem, richtig ehrgeizig nur wenn es mir wirklich wichtig ist. Das war so bei der Therapieausbildung, dem Heilpraktiker und systemischen Coach. Wenn ich mich reinhänge bin ganz oben auf der Leistungsskala. Aber leider funktioniert das nie wenn es einen Plan gab. Und sind die Ziele erreicht und es müsste darauf aufgebaut werden kommen oft Zweifel ob so ein lauter Comedian wie ich denn nicht ein Fake bin und es nur noch keiner gemerkt hat.

Es stresst das alles immer wohin führen muss, das man keinen Papierjahreskalender mehr kaufen kann indem nicht auf jeder zweite Inspirationen zum erreichen der Ziele gegeben werden, erreichte Ziele der Woche dokumentiert werden sollen, learnings, Game changer usw.

ich kaufe solche Kalender und massenweise Literatur aber ich finde nicht mehr zurück zum wünsche. Ich mache Listen wie alle. Jahrzehnte und ich meine damit Jahrzehnte und damit bis in die späten 30er wo Andere das gesamte Leben im Griff waren meine top drei Ziele immer – und klar ich schäme mich das zu sagen: weniger essen, mehr Sport machen, abnehmen. Manchmal kam eine bestimmte Reise hinzu, dass Retten einer Liebesbeziehung und auch schön: dispo ausgleichen vernünftiger mit geld um gehen.

Hohle Nuss könnte man sagen, aber der Punkt ist bin ich gar nicht. Ich hab leidenschaftliche Freunde, Freunde die sich künstlerisch kreativ ausprobieren oder in kreativen Berufen tätig sind, einige haben unheimlich erfüllende Karrieren, haben großartige Kinder deren Entwicklung begleitet werden muss, bauen Häuser, haben Lieblingsprojekte oder widmen sich wie mein Freund Christian tagtäglich der bestmöglichen Gestaltung des eigenen Lebens mit keinem geringeren Ziel als so oft wie möglich glücklich zu sein.

Vielleicht ist es auch das, das Ziel glücklich zu sein,niemand anderen zu schädigen und die geschenkte Zeit zu genießen.

Im vergangen Jahr war ich krankheitsbedingt so wenig produktiv wie niemals zuvor, die Definition des selbst darüber fiel weg.

Ich bin auf der Suche nach Zielen, die ich nicht planen und messen muss. Einem Weg mich auszudrücken ohne milestonepläne.

Ich bin dankbar und demütig dass das Leben in der westlichen Welt den unsäglichen Luxus erlaubt darüber nachzudenken. Das ich Freunde haben die mich immer wieder inspirieren… ich bin auf der Suche

…und bis dahin: weniger essen, mehr Sport, weniger Alkohol und natürlich der dispo 🙂

Ich halte euch über achievments auf dem Laufenden

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